Eine alte Brausebude kehrt zurück


Kürzlich berichteten die "Kieler Nachrichten" von der ungewöhnlichen Odyssee eines alten Holzhäuschens, das seit kurzem am Kieler Museumshafen steht. Es schien ein lohnendes Fotomotiv zu sein. Da der Museumshafen auf meinem täglichen Weg ins Büro liegt, packte ich also die Kamera ein und stattete der neuen Attraktion einen Besuch ab. Und hier ist ihre Geschichte:

Im Januar 1991 wurde dem Stadtmuseum eine hölzerne Gartenbude angeboten. Angaben der Besitzerin und Recherchen im Kieler Stadtarchiv ergaben, dass diese vor 100 Jahren als Schankhalle auf dem Seegarten-Gelände diente. Nach umfangreicher Sanierung nach Originalplänen ist diese historische Schankhalle jetzt an ihren ursprünglichen Standort zurückgekehrt.
Die Besitzerin der bis 1991 im Garten in Kiel-Kroog genutzten Bude berichtete, dass ihr Vater diese sogenannte Brausebude 1913 vom Seegarten nach Elmschenhagen auf einem Tieflader transportiert hätte. Während der Nutzung als Gartenbude kam es zu verschiedenen Umbauten und Neuanstrichen. Das Museum übernahm diese Schankhalle und ließ sie von einer örtlichen Tischlerei provisorisch in Stand setzen. In Einzelteile zerlegt wurde sie im Museumsdepot bis Ende 2012 aufbewahrt.

Die Stadt Kiel errichtete am Seegarten, nachdem dort die Werft Reuter & Ihms ihren Betrieb einstellen musste, eine Gaststätte. Sie wurde am 14. Dezember 1889 eingeweiht und war umgeben von einem großzügigen Garten mit einem Musikpavillon und weiteren Gebäuden. Auf diesem Gelände wollten der Zimmerermeister E. Schlüter und der Wirt des Seegarten-Etablissements, H. Weppler, eine Garten-Schankhalle errichten. Dazu reichten sie im Mai 1890 einen zeichnerischen Entwurf ein, der am 19. Mai 1890 von der Polizeibehörde der Stadt Kiel genehmigt wurde. Dieser Entwurf, der sich im Stadtarchiv Kiel erhalten hat, zeigt die Seitenansicht, die vordere Ansicht und den Grundriss einer „Garten-Schankhalle zum Restaurant ‚Seegarten‘“. Sie ist mit kleinen Abweichungen identisch mit der dann später im Garten genutzten und jetzt im Besitz des Stadt- und Schifffahrtsmuseums befindlichen Bude. Historische Fotos vom Seegarten zeigen eine solche Schankhalle mal unmittelbar vor dem Musikpavillon, ein anderes, vielleicht späteres Mal direkt neben dem Restaurant zur Förde hin. Aus den Akten geht weiterhin hervor, dass 1910 die Musikhalle und ein „Billethäuschen“ bzw. ein „Kontrollhäuschen“ abgerissen worden sind.
Die Restaurierung der „Brausebude“ nach Originalplänen und historischen Fotografien wurde vorgenommen von der Hoftischlerei Jan Königsmann und Kolja Becker GmbH mit Sitz in der Kieler Hofstraße. Die Arbeiten umfassten: Restaurierung aller vorhandenen Teile, Rekonstruktion aller fehlenden oder beschädigten Teile, kompletter Neubau des Dachstuhls und der Gaube, neuer Fußboden, neue Rahmenkonstruktion von Innen zur Stabilisierung der vier Budenseiten, kompletter Neuanstrich mit seewasserbeständiger Farbe.

 

Natürlich gab es in der Nähe noch weitere interessante Motive:

"Bussard"
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Laternenträger des ehemaligen Feuerschiffs "Kiel"
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Feuerlöschboot
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